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Graz

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47.038895071729, 15.443859100342

Mur – Von Graz nach Mureck

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Adresse

Graz

GPS

47.038895071729, 15.443859100342

Anspruch 5 |  Einkehr 2 |  Länge 57 km |  Dauer 11 – 13 Stunden

Abenteuerliche Wehrumtragungen und leichtes Wildwasser gepaart mit teils menschenleeren Flussabschnitten – das alles hat die Mur zwischen Graz und der slowenischen Grenze zu bieten. Mit genügend Zeit und Durchhaltevermögen lässt sich hier der Kopf freipaddeln während persönliche Limits herausgefordert werden.

Allgemeine Infos

Befahrungsregeln

Nur im Grazer Raum (bis zum Kraftwerk Gössendorf) ist mit Wassersportlern und einigen Bädegästen vor allem im Bereich Auwiesen zu rechnen. Diesen natürlich ausweichen und den Vorrang geben.

Entlang der gesamten Strecke ist ebenso mit Fischern an den Ufern zu rechnen, daher immer sichergehen, dass man in keine Fischerleine reinpaddelt.

Schilfgebiete und andere Ruhezonen für Tiere am besten nicht betreten.

Gefahren

Obwohl die Mur vor langer Zeit begradigt wurde und auf diesem Abschnitt südlich der Landeshauptstadt Graz viel von ihrer Natürlichkeit eingebüßt hat, leuchtet es ein, dass auf knapp 60 km Flussgeschehen so einige Gefahrenquellen lauern. Darum ist diese Mammut-Tour in ihrer Gesamtheit auch nur für erfahrene Flusspaddler geeignet, obwohl viele ruhige Flussabschnitte abseits der Wehre auch für Einsteiger keine Herausforderung darstellen.

Die acht Wehre haben es in sich und meist findet man keine Optimalbedingungen vor, um aus dem Wasser bzw. wieder in das Wasser zu gelangen. Wenn nicht das Anbooten durch Stiegen leicht gemacht wird, muss man sich selbst eine geeignete Stelle suchen. Die größere Herausforderung stellen aber die Wiedereinstiege unter den Kraftwerken dar, weil es sehr oft nur über Gestein, Geröll oder schräg gemauerte Ufer zum Wasser geht. Geduld, Koordination und Voraussicht sind hier enorm wichtig.

Das Highlight ist in dieser Hinsicht sicher das Kraftwerk Mellach, welches nur über Dickicht verlassen werden kann und 500 bis 1500 Meter (je nach Präferenz) umtragen werden muss. Hier ist selbst die kurze Variante nervenaufreibend, weil man dann durch einen stark verlegten, seichten Bach zum Wasser gehen/paddeln muss. Gerade an dessen Ende muss man dann die Steinstufen vorsichtig mit dem SUP in der Hand runter steigen und gleichzeitig dem Wasserschwall von hinten standhalten – nichts für schwache Nerven. Allein darum ist es ein Muss, stabile und rutschfeste Neoprenschuhe oder anderes Schuhwerk zu tragen.

Außerdem ist es aufgrund der Tourlänge ratsam, eine Ersatzfinne und ein Ersatzpaddel mitzunehmen, denn gerade am Fließwasser kann ein Verlust der beiden zum Tourabbruch führen oder schwerwiegende Folgen haben.

Natürlich führen etliche Brücken und Stege über die Mur, deren Pfeiler großräumig ausgewichen werden sollen, die Strömung zeigt hier jedoch meist sowieso den richtigen Weg an. Nach dem Wehr bei Lebring könnten Motorboote ihre Runden drehen. Eher am rechten Ufer entlang paddeln, denn die Anlegestelle befindet sich links nach dem Überfuhrweg.

Ebenso hängen ab Gralla immer wieder Bäume und Äste vom Ufer rein. Auch hier ist Vorsicht geboten, wenn man zwecks Schatten oder Strömung gerne am Ufer entlang paddeln möchte.

Ab 500 m vor dem Kraftwerk Obervogau ist das linke Flussufer seicht und schlammig. Wer zu weit links paddelt, könnte mit der Finne stecken bleiben oder die Fischerleinen kreuzen. Generell scheinen ab hier bis Spielfeld immer mehr Fischer das Ufer zu säumen. Es schadet daher nicht, eher in der Mitte zu paddeln.

700 m nachdem man die Autobahnbrücke der A9 bei Spielfeld hinter sich gelassen hat gleitet man auf eine Sohlgleite zu, die wahrscheinlich nicht zu bewältigen ist. Hierbei handelt es sich um die Überreste des verfallenen Wehrs Oberschwarza. Hartgesottene Paddler könnten es aber ganz bei ausreichendem Wasserstand versuchen. Andererseits kann man hier jedoch rechts in den Seitenarm einfahren und das Board über den Steinwall tragen, um unter der Sohlgleite wieder einzusteigen. Ob der Seitenarm durchgehend befahrbar ist, geht aus dem Satellitenbildern nicht eindeutig hervor und müsste noch vor Ort getestet werden. Wenn ja, könnte man damit etwa drei Kilometer WW1 bis WW2 umfahren, wenn man es lieber gemütlich angehen möchte.

Ab jener Sohlgleite ist bis zum Ausstieg in Mureck immer wieder mit Wildwasser und kleineren Riffels zu rechnen, jedoch kein Problem für erprobte Paddler. Hier gilt es blitzartig abzuwägen, ob man kniet oder nur das Gewicht nach vorne verlagert, um die Finnen zu schonen.

Anfahrt

Vom Grazer Zentrum kommt man am einfachsten über die Wielandgasse zum Murkraftwerk Graz. Die Wielandgasse wird auf dem Weg nach Süden zuerst zur Schönaugasse und dann zur Kasernstraße – einfach dem Straßenverlauf nach Süden geradeaus folgen. An der Apotheke am Grünanger einfach nach rechts in die Eduard-Keil-Gasse einbiegen und von dort weiter zum GDG Sportcenter (Minigolf und Tennis). Hier gibt es in der Regel genügend freie und kostenlose KFZ-Parkplätze.

Alternativ kann man ab Jakominiplatz jeden Bus der Linie 34 in Richtung Thondorf nehmen, an der Haltestelle Andersengasse aussteigen und von dort geradeaus zum GDG Sportcenter und davor links weg zum Einstieg in Richtung Kraftwerk gehen. Nach dem angelegten Park zwischen Radweg und Mur gelangt man an der Olympiawiese zur Einstiegtsstelle.

Parken

Im Bereich des GDG Sportzentrum in der Pichlergasse gibt es genügend kostenfrei Parkplätze. Bitte nur die nicht gekennzeichneten Parkplätze besetzen und jene direkt an den Wohnsiedlungen meiden – Privatgrund!

Baden

Im Sommer ist auch die Mur angenehm warm und man kann in aufgestauten Bereichen von vielen Stellen aus ins Wasser gehen. Im Bereich der Kraftwerke ist das Schwimmen und Baden jedoch untersagt.

Außerdem bietet die Steiermark entlang dieser Tourstrecke eine Menge toller Bademöglichkeiten abseits der steirischen Lebensader.

Tour

Von Graz die Mur entlang bis Mureck.

Länge

57 km

Dauer

11 – 13 Stunden

Ein- und Ausstieg

Einstieg an der Olympiawiese unter dem Kraftwerk Graz.

Ausstieg ungefähr 100 m vor der Schiffsmühle in Mureck.

SUP-Verleih

Bootsverleih Stadtstrand Graz
Hafen Liebenau
Murpromenade Graz-Süd, 8020 Graz
Tel. +43 (0)677 63 95 50 96

Südsteirisches Flusswandern mit Extrameilen

Der längste Fluss der Steiermark ist vor allem in seinem obersteirischen Oberlauf landschaftlich abwechslungsreich und beinahe durchgängig befahrbar. Die knappen sechzig Kilometer von Graz zur slowenischen Grenze sind hingegen durch acht Kraftwerke in überschaubare Etappen gegliedert und stellen trotz ihres vielfach strömungsarmen Wassers eine eigene Herausforderung dar. Diese liegt einerseits am hohen Kraftaufwand, welcher der geringen Strömung geschuldet ist und andererseits am regelmäßigen Umtragen der Wehre. Auch wenn interaktive Satellitenbilder eine gute Vorbereitung darstellen, wird man entlang dieser Strecke immer wieder Überraschungen aber auch Glücksmomente erleben.

Kraftwerk Graz

Den ersten erlebe ich gleich um kurz nach sieben Uhr Früh, als ich mein Board bei wolkenlosem Himmel und wohlig kühler Morgenluft ins Wasser lasse. An der Olympiawiese unter der Staustufe in Graz Liebenau kann man gleich mit etwas Schwung in den Tag hinein paddeln und sich geradeaus Richtung Naherholungsgebiet Auwiesen machen.

Ich genieße die ersten Sonnenstrahlen über den Baumwipfeln und Hausdächern und sehe erwartungsvoll nach vorne, wo mich die Staustufe Gössendorf in etwa fünf Kilometern erwarten wird.

Staustufe Gössendorf

Bis hierher hat man schon etliche Kilometer im stehenden Wasser gepaddelt und kann an der Stiege 220 m rechts vor dem Wehr anlanden. 380 m weiter südlich steigt man an der steilen Stiege unter dem Kraftwerk wieder ins Wasser und nimmt gleich den Schwung mit zu den schmalen und bewaldeten Altarmen, welche zu beiden Seiten vom Hauptfluss abzweigen und parallel zu diesem verlaufen.

Vor mir baut sich eine langgezogene Insel mitten im Fluss auf und gibt mir zwei Optionen: wenn ich rechts vorbei paddle ist es etwas gemütlicher und nach etwa 250 m wird man über seichtes Wasser wieder in den Hauptfluss getragen. Die linke Passage garantiert mir mehr Schwung und Flussfeeling und ich entgehe dem seichten Wasser am Ende des rechten Altarmes. Also umfahre ich die Insel links und erfreue mich an der angenehmen Strömung.

Direkt nach der Insel könnte man links und rechts in weitere Seitenarme einfahren und ein wenig die Seele baumeln lassen. Lieber genieße ich die flotte Fließgeschwindigkeit, denn ich weiß, dass das Wasser bald deutlich langsamer wird und ich bis nach Kalsdorf sowieso noch anständig paddeln werde.

Staustufe Kalsdorf

Auch in Kalsdorf kann man 240 m vor dem Kraftwerk an einer kleinen Stiege rechts das Wasser verlassen und nach 400 m die nächste Stiege unter dem Wehr wieder zum Wasser runter steigen. Der Einstieg ist steil, aber dank Stiege ungefährlich und ich tauche spätestens ab hier in eine einsame Landschaft ein, welche zwar durch einen Radweg erschlossen, aber dennoch menschenleer ist. Schnell verlangsamt sich das Wasser und nach einigen sanften Flusswindungen erblicke ich bereits die Schlote des Fernheizkraftwerkes in Mellach. Während ich dem Vogelgezwitscher aufmerksam lausche und kräftig am Paddel ziehe ahne ich noch nicht, dass mir hier gleich eine kleine Denkaufgabe bevorsteht.

Staustufe Mellach

Zunächst mal hat man die Wahl, ob man rechter Hand über den Steinwall an Land geht, oder direkt am Wehr über das etwas verwachsene Ufer (ein Ausstieg links scheint laut Satellitenbild wenig sinnvoll). In beiden Fällen wird man auf einen Feldweg kommen, der zwar zum Kraftwerk führt, aber vor dessen Zaun bzw. Gatter endet.

Rechts Gebüsch und ein kleiner tiefgelegener Bach Richtung Mur, links das abgeriegelte Kraftwerksgelände. Die gesamte Anlage ist relativ weitläufig und verfügt über ihr eigenes Wegenetz – auch bis zum Fluss runter. Über den Zaun zu klettern wäre zwar möglich und wahrscheinlich gar nicht so schwer, und würde einen optimalen Wiedereinstieg unter der Staumauer ermöglichen. Allerdings ist mir das zu illegal und zu anspruchslos.

Dummerweise mündet der Bach zunächst in zwei Rohrleitungen und kann nicht bis zur Mur befahren werden. Ebenso bedenklich ist es, dass sich an der gegenüberliegenden Seite des Baches ein Maisfeld befindet, welches im Sommer so gut wie nicht durchquerbar ist.

Der wahrscheinlich einzig sinnvolle Weg, hier um das Kraftwerk herum zu kommen besteht darin, zum Bach runter und an der anderen Seite wieder rauf zu gehen (Dickicht, Gebüsch, erdiges und steiles Ufer) – und zwar an einer ganz bestimmten Stelle:

Etwa auf Höhe der Staumauer führen zwei große Rohrleitungen nach rechts (westlich) weg und genau dort sollte man den Bach überqueren, denn unter den Rohrleitungen verläuft eine breite unbebaute Trasse, entlang welcher man das Maisfeld umgehen kann. Man folgt den Rohren etwa einhundert Meter bis zum Fahrradweg (Kraftwerkstraße), muss unterwegs jedoch mit einigen Brennesseln an den Waden rechnen, was für Outdoor-Junkies nicht weiter schlimm sein sollte.

Den Radweg folgt man nach links (Süden) für 550 m und umgeht damit das Kraftwerksgelände. An der Weggabelung ergibt sich die Möglichkeit, einen weiteren, größeren und gut begehbaren Bach in Richtung Mur zu bepaddeln. Die Alternative wäre lediglich weiter raus auf die Hauptstraße B 67 zu gehen und danach über den R2 Murradweg deutlich weiter unten wieder in den Fluss zu steigen. Dieser Umweg würde ungefähr einen Kilometer lang sein, der Bach führt nach nur 600 m in die Mur.

Ich nehme also den Bach und lass mich unter dem Blätterdach zur Mur treiben, merke aber gleich, dass auch das kein Honigschlecken werden wird. Über die gesamte Länge findet man immer wieder aufgeschwemmte Äste, Bäume und Baumstämme quer im Wasser liegen. Außerdem bewegt sich das Wasser in unzähligen niedrigen Gesteinsstufen zum Fluss runter und ist zu allem Überfluss vielerorts so seicht, dass man das Board per Hand ziehen muss.

Am sinnvollsten ist es wohl, die Finnen vorab abzunehmen und sie erst beim Fluss wieder am SUP zu befestigen. Rchtiges Geradeauspaddeln ist hier sowieso nicht möglich und man könnte sich so zumindest etliche Male vom Board absteigen ersparen.

Der unscheinbare Bach ist nicht zuletzt auch wegen der Bremsen und der unzähligen Tragevorgänge sehr nervenaufreibend und zeitaufwändig zurückzulegen. Den Mur-Einstieg muss man sich letztendlich jedoch wirklich verdienen, denn die letzten Meter stürzt der Bach über deutliches Gefälle in den Fluss und hier muss man dann alles vorsichtig runter tragen und dem Zug des Wassers widerstehen.

Am besten mindestens zu zweit an diese Herausforderung herangehen, denn jeder Schritt muss richtig sitzen und man kann hier jede Hilfe gebrauchen.

Dafür geht es nach dieser Kraftwerksumgehung recht gemütlich dahin und man passiert den Ort Wildon, dessen Pfarrkirche man vom Wasser aus gut sehen kann. Ab Wildon beginnt die sowohl landschaftlich als auch kulinarisch höchst verführerische Südsteiermark. Hier werden Weinkultur und Brauchtum gelebt wie kaum wo anders in Österreich.

Mittlerweile ist auch der Radweg gut frequentiert und als Paddler wird man hier schnell zum Blickfang für alle Verkehrsteilnehmer an Land. Nach einigen langgezogenen Windungen gelangt man schließlich zum Kraftwerk Lebring.

Staustufe Lebring

Hier kann man stressfrei das rechte Ufer direkt vor der Staumauer anfahren und danach runter zur Hauptstraße gehen. Nach links geht es zu Fuß an der hiesigen Tankstelle sowie am Gemeindeamt vorbei und man biegt nach etwa 400 m links in die Florianistraße ein. Dort befindet sich am unteren Ende des Spielplatzes ein kleiner Parkplatz. Von hier kommt man gut zum Wasser runter und kann unbeschwert wieder in See stechen.

Die nächsten Kilometer bis nach Gralla verlaufen beinahe strömungslos und man paddelt kerzengerade durch bewaldetes Gebiet. Sollten hier Motorboote ihre Runden ziehen, ist Vorsicht geboten und man sollte in Ufernähe paddeln. Faiererweise wird jedoch langsam an mir vorbeigefahren, sodass die Wellen sich in Grenzen halten.

Staustufe Gralla

Ober dem Kraftwerk bildet sich der Gralla Stausee mit einer kleinen Aulandschaft aus und gegenüber – am linken Ufer – findet man genügend flache Ausstiege. Hier können Fischer ihre Ruten positioniert haben, darum immer die Augen nach den Schnüren offenhalten. Die Umtragung fällt hier leicht und kurz aus, indem man einfach dem Feldweg links um das Kraftwerk folgt und über den asphaltierten Parkplatz unter der Staumauer wieder runter zum Ufer geht. Hier liegen zwar aufgeschüttete Felsbrocken abschüssig zum Wasser, aber diese Uferverbauung ist mit Leichtigkeit zu bezwingen.

Der Großteil der nächsten Flussetappe geht durch einsames Grüngebiet und spätestens jetzt treten bei mir spürbare Erschöpfungserscheinungen auf, denn die Hälfte der Tour ist hiermit bereits absolviert und es gibt auf diesem recht gerade verlaufenden Abschnitt wenig Abwechslung. Das Geradeausfahren kann auch mental ermüden, zumal auch hier das Wasser sehr langsam fließt.

Staustufe Gabersdorf

Dafür bietet die Staustufe Gabersdorf einen angenehmen Ausstieg an der rechten Seite, wo es über eine kleine Böschung direkt vor dem Wehr rauf zum Radweg geht. Ich nutze den Schatten unter den Bäumen und die Sitzbank für eine kleine Pause, bevor ich über den Radweg (Muruferbegleitweg West) zum Bach marschiere. Nach dessen Mündung in die Mur kann man vorsichtig über die Felsen zum Wasser runter steigen. Auch hier ist paarweises Agieren vorteilhaft, denn teilweise sind die Felsblöcke etwas instabil bzw. der Untergrund kann bröckeln. Am besten mit dem Paddelgriff voraus abtasten wohin man steigen möchte.

Ab jetzt nimmt die Fließgeschwindigkeit der Mur endlich zu und bleibt auch länger erhalten. Ich paddle unter der Autobahn A9 durch, welche nach Slowenien führt, und genieße die Leichtigkeit auf meinem SUP, denn der Fluss trägt mich angenehm an der Stadt Leibnitz vorbei, welche man jedoch vom Wasser aus weder sehen, noch erahnen kann. Immer wieder tauchen Baumstämme am Ufer auf und ich paddel im Schatten unter den Bäumen genüsslich zur nächsten Staustufe.

Staustufe Obervogau

Die Anfahrt zum Kraftwerk Obervogau entpuppt sich als besonders idyllisch, da das linke Ufer ab 500 m vor dem Wehr sehr lehmig und seicht ist, was man auf dem Satellitenbild auch gut erkennen kann. Wer nicht mindestens zwanzig Meter vom Ufer entfernt bleibt, könnte im Lehmboden stecken bleiben. Ansonsten gleitet man über das hier recht durchsichtige Wasser an einer Aulandschaft vorbei und sucht sich spätestens nach der Fischhütte auf Holzpfählen einen flachen Ausstieg links vor dem Wehr.

Über den Feldweg erreiche ich schnell den Radweg und finde ca. 150 m weiter eine kleine Jausenstation unter dem Kraftwerk vor. Gerade entlang der zweiten Hälfte dieser Tour findet man immer wieder gute Einkehrmöglichkeiten am Ufer.

Die rastenden Radfahrer sehen mich gleich verdutzt an und fragen sich wohl, woher ich denn komme. Man kommt ins Gespräch und der Wirt der Murradeweg Hütte 1 zeigt mir gleich einen tollen Einstieg unweit vom Rastplatz.

Ich folge dem Weg einfach bis zur Schranke und finde dann rechter Hand zwischen den Bäumen eine Stiege in die Felsen geschlagen. Diese führt zu einem kleinen gemauerten Wasserzugang, welcher schräg zum Fluss führt. Von der gegenüberliegenden Seite fließt die Sulm in die Mur ein und im Kehrwasser kann man gut auf sein SUP steigen und sich dann gleich in die Fluten werfen. Auch hier bleibt mir die dezente Strömung erhalten und nach ein paar Windungen erblicke ich bereits das Schloss Ehrenhausen rechts ober mir.

Nun bin ich mitten im südsteirischen Weinbaugebiet angelangt und als ich die Brücke nach Ehrenhausen passiere geht mir das Herz auf. Wie oft hab ich diese schon auf dem Weg nach Slowenien mit dem Auto passiert und sehnsüchtigst auf den Fluss gestarrt. Jedes mal sagte ich zu meiner Freundin, dass ich hier mal runter paddeln möchte. Und nun ist es tatsächlich so weit. Ein kleiner Traum ist mit dieser Tour wahr geworden und so richtig bewusst wird es mir erst hier unten im steirischen Weingebiet.

Ich bleibe am rechten Ufer und paddle im Schatten zum allerletzten Umstieg des Tages.

Staustufe Spielfeld

Da in Annäherung des Kraftwerkes in Spielfeld immer mehr Fischerruten aus dem Gebüsch ragen, weiche ich über die Mitte aus und muss schließlich sowieso zum linken Ufer schwenken. Zwischen den Fischern finde ich noch genügend flache Ausstiege und schleppe mein Equipment ein letztes Mal zum Feldweg runter. Dort geht es rechts vorbei an der Radl Hittn. Ich folge dem einsamen Weg und entdecke zwei Hasen vor mir. Erst als ich ihnen auf wenige Meter nahe komme hoppeln sie davon und geben mir den Weg frei zur Unterseite der Staumauer.

Dazu muss man am Ende des Feldweges einfach über die Wiese gehen, bis man am Ende der Anhöhe steht. Von dort führt noch mal ein recht steiler und glatter Uferverbau über einbetonierte Felsblöcke. Von hier aus paddle ich gleich zur Flussmitte, um in die stärkste Strömung zu kommen und mich schwungvoll nach Spielfeld drücken zu lassen. Nachdem ich die A9 ein zweites Mal passiere (2. Brücke nach dem Umtragen bei Spielfeld) beginnt der flusstechnisch aufregendste Teil meiner Reise, denn in etwa 700 m erwartet mich an der slowenischen Grenze eine Sohlgleite und danach immer wieder Passagen mit leichtem Wildwasser und Fließgeschwindigheiten zwischen 4 bis 8 km/h.

Die Sohlgleite, die Überreste eines ehemaligen Wehrs, kann leicht umgangen werden, indem man über das Steinbett rechts davon an dessen Unterseite wieder in den Fluss einsteigt. Alternativ gäbe es einen Seitenarm, der drei Kilometer durch slowenisches Gebiet führt, aber es ist unklar klar, wie gut dieser durchwegs befahrbar ist. Hartgesottene könnten es bei ausreichendem Wassestand versuchen, die Gleite ganz links zu befahren bzw. zu umfahren, aber dazu müsste die Stelle vorab aufgrund ihrer Steine und Untiefen besichtigt werden. Davor gibt es für dieses Unterfangen definitiv keine Empfehlung!

Von hier aus sind es noch zehn Kilometer bis zum geplanten Ausstieg in Mureck und diese runden die Tour definitiv ab. Endlich kann man Wellen und Strömung voll auskosten und kommt bei Wildwasser I-II voll auf seine Kosten.

Einige Stellen bilden zwar seichte Riffels aus, aber die können gut über kleine Seitenarme umfahren werden. Man ist hier zwar viel im menschenleeren Raum unterwegs, jedoch tauchen immer wieder kleine Buchten auf, in denen sich Sonnenanbeter bräunen.

Ich paddle an einer kuriosen Rarität vorbei: die Murfähre in Weitensfeld ist mittlerweile leider die letzte intakte Rollfähre am Fluss und führt täglich Radfahrer und Spaziergänger von Ufer zu Ufer. Und das sogar kostenlos! Aber man sollte seinen Reisepass dabei haben, da es auf österreichischer Seite passieren kann, dass die Militärpolizei stichprobenartig vorbeischaut und die Reisedokumente kontrolliert.

Plötzlich und viel zu schnell erblicke ich die Schiffsmühle Mureck vor mir und lasse ein begeistertes und zugleich erleichtertes ‘Yeah!’ aus mir raus.

Ungefähr hundert Meter vor der Mühle finde ich den optimalen Ausstieg zwischen den Bäumen, wo es zu Fuß direkt über eine Holzbrücke zu einem asphaltierten Weg rauf geht. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten zur Rückfahrt an: entweder wartet ein Auto vor dem Erlebnisbad Mureck zur Abholung, oder man geht zu Fuß zum Busbahnhof (10 min) bzw. zum Bahnhof Mureck (20 min). Günstige Zugverbindungen in alle Richtungen findet man auf Omio und auf RailEurope.

Mich beschert das Leben mit der ersten Option und meine Liebste wartet bereits mit einer kühlen Erfrischung auf mich. Was war das für ein genialer Tag voller Überraschungen, kleiner Frustrationen, Erschöpfung und Motivation, Sonne und purer Lebensfreude. Auch wenn man danach froh ist, den Fluss hinter sich zu lassen, kommt wenig später bereits der Ruf, es bald zu wiederholen. Schließlich mündet diese Tortur de Mur doch in echter Amour de Mur.

Anspruch

5

Einkehr

2

Länge

57 km

Dauer

11 – 13 Stunden

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