Flussuferreinigung mit dem SUP

Flussuferreinigung mit dem SUP

Flüsse kann man als die Lebensadern der Erde ansehen, denn sie sind für eine intakte Umwelt lebensnotwendig. Leider leiden weltweit die meisten Flüsse unter der voranschreitenden Verbauung, Regulierung und Umweltverschmutzung. Aus den artenvielfältigen Fließgewässern wurden im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung immer mehr fließende Abfallfänger, deren belastendes Treibgut maßgeblich für die Verschmutzung der Ozeane verantwortlich ist. Als Paddler sollte es uns ein Anliegen sein, in dieser Hinsicht für Bewusstsein und für Sauberkeit zu sorgen.

Laut der gemeinnützigen Umweltschutzorganisation The Ocean Cleanup gehen rund 80% der Meeresverschmutzung auf ungefähr eintausend Flüsse weltweit zurück, deren schonungslose Treibgüter wie beispielsweise Verpackungen, Chemikalien und andere Industrieabfälle irgendwann mal im Meer landen. Die meisten dieser Flüsse liegen in Latein- und Südamerika, Westafrika sowie in Asien, aber auch europäische Flüsse sind im Bezug auf Umweltverschmutzung keine Mauerblümchen mehr. Und das, obwohl in der gesamten EU eigentlich sehr hohe Umweltschutzstandards gelten.

So transportieren beispielsweise die deutsche Elbe und die Weser gemeinsam etwa 60 Tonnen Plastikmüll in die Nordsee. Dies sind zwar nur Schätzwerte, aber andere Arten von Abfällen wurden hierbei noch gar nicht berücksichtigt. Derzeit sind in Österreich nur etwa 40% aller Fließgewässer in einem sehr guten oder zumindest guten ökologischen Zustand. Der Swiss Litter Report für das Jahr 2017 konstatiert trefflich, dass die Schweizer Seen und Flüsse zugemüllt sind. Laut Endbericht haben freiwillige Müllsammler 80.000 Abfallgegenstände binnen neun Monaten gesammelt, kategorisiert und entsorgt. Man sieht also, dass dringend etwas getan werden muss!.

Das dachte sich auch ein befreundeter Paddelkollege, als er – wie wahrscheinlich viele Paddler – leidlich feststellen musste, dass ja sogar die idyllischen Gewässer vor seiner Haustüre ständig mit Unrat verschmutzt sind. Als Mann der Tat half es natürlich, selbst Bürgermeister einer kleinen Gemeinde zu sein und entsprechend Kontakte zu ortsansässigen Organisationen und anderen Nachbargemeinden zu haben. Daher wurde mit Hilfe des regionalen Abfallverbandes und unter Einbeziehung der lokalen Wasserrettung sowie zweier Gemeinden bereits letztes Jahr eine großangelegte ganztägige Reinigungsaktion an der österreichischen Drau, kurz vor der slowenischen Grenze, organisiert.

Heuer fand das Ganze bereits zum zweiten Mal statt und erfreute sich aufgrund des Kaiserwetters eines größeren Zulaufs an freiwilligen Helfern. Wahrscheinlich hatte es auch geholfen, dass bereits zur ersten Aktion die Presse eingeladen wurde und entsprechende TV- und Zeitungsberichte veröffentlichte. Von den Sponsoren wurde für jeden Paddler eine Drybag als Dankeschön zur Verfügung gestellt, welche mit allen notwendigen Utensilien gefüllt war: Trinkwasser und eine kleine Jause, Arbeitshandschuhe, und natürlich ein Müllsack. Die Wasserrettung stand mit zwei Booten zur Verfügung, um sperrige Abfälle abzutransportieren und bei Notfällen gleich vor Ort zu sein. Schließlich paddelten die Müllsammler vor allem durch unbewohntes und schwer zugängliches Gebiet.

Da unsere Aktion einen etwa 15 km langen Abschnitt des Flusses ins Visier nahm, war es notwendig, zwei Suchtrupps einzuteilen, wobei sich jeder Helfer entscheiden konnte, ob er lieber an der längeren oder an der kürzeren Strecke dabei ist. Da die Drau in diesem Bereich von einem Kraftwerk querverbaut ist, ergab sich damit die Notwendigkeit, je ein Einsatzboot der Wasserrettung oberhalb und unterhalb des Kraftwerkes einzusetzen, um den Abtransport des Sperrgutes zu gewährleisten. Zusätzlich fuhr die Wasserrettung auch mit Kajaks mit, um bei medizinischen Zwischenfällen sofort Hilfe leisten zu können.

Bei derartigen Aktionen in größeren Gruppen ist es sinnvoll, mit den beteiligten Gemeinden zu sprechen, um alles rechtlich abklären zu lassen und um die notwendige Infrastruktur vor, während und nach der Suchaktion zu gewährleisten. So war es beispielsweise notwendig, einen Pritschenwagen und Fahrgelegenheiten zu organisieren, um die Suchtrupps, ihr Equipment und den gesammelten Müll zu transportieren. Schließlich befanden sich der Start und der Endpunkt eines Trupps mehrere Kilometer flussaufwärts und fernab des Treffpunktes. Als Organisator muss man zudem vor allem alle Sicherheitsaspekte im Auge behalten!

Zum Beginn unserer Flurreinigung gab es am Treffpunkt eine kurze Besprechung zur Einteilung der Teams und zur Erklärung organisatorischer Details. Ebenso gab es ein Lageupdate bezüglich des Gewässers und eine Sicherheitsunterweisung durch Vertreter der Wasserrettung. Nach einem Gruppenfoto ging es dann auch los und beide Helfertrupps brachen zu einem unterhaltsamen aber auch arbeitsreichen Tag am Wasser auf. Wenn man das Gewässer kennt und dort sogar schon des öfteren für Sauberkeit gesorgt hat, kann man gut abschätzen, wo sich Müll befinden könnte.

Vor allem Schilfgürtel und Aulandschaften sind prädestiniert dafür Dosen, Plastikflaschen und Styropor zurück zu halten. Auch Treibholzteppiche und ins Wasser ragende Äste sind potente Fangbecken für alles mögliche an Unrat. Zu den heurigen Funden zählten Kübel und Tonnen, Crocs, Flaschen und Dosen, Plastikplanen und in der Erde vergrabene und nur unter Kraftaufwand zu beseitigende Plastiksackerln.

Letztes Jahr konnten aufgrund des klaren Wassers auch Taucher der Wasserrettung eingesetzt werden. Diese förderten sogar eine Klomuschel sowie ein leck geschlagenes Fischerboot zutage. Ebenso konnte ich mich einer intakten Bierdose erfreuen, welche ich sogleich verkostete. Heuer gelang mir diesbezüglich jedoch ein Meisterstück, als ich knapp zehn verschlossene Bierdosen mit Ablaufdatum 2019 ufernahe an einem Baum liegen sah. Auch hier gab es geschmacklich keine Bedenken und die Crew erfreute sich gleich an Ort und Stelle über den durchaus kühlen Durstlöscher.

Immer wieder stießen wir auf Tierskelette, welche uns wieder mal die Gesetze der Natur vor Augen führten. In freier Wildbahn herrscht in vielerlei Hinsicht Survival of the Fittest. Damit das jedoch unter den Tieren und Pflanzen selbst ausgemacht werden kann, und nicht beide unter dem Joch des Menschen mehr leiden müssen als unbedingt nötig, auch dafür sind wir ausgeschwärmt.

Das Ergebnis der Suchaktion bestätigt uns wieder mal, dass wir Menschen nach wie vor viel zu leichtsinnig mit unseren Gewässern und Feuchtgebieten umgehen, und damit Fauna und Flora empfindlich aus dem Gleichgewicht bringen können. Beinahe 300 kg Müll wurde am Ende des Tages abgewogen, was somit das Müllvolumen des letzten Jahres leicht überstieg. Fairerweise muss gesagt werden, dass wahrscheinlich allein aufgrund der Unwetter im August extrem viel Unrat im Wasser gelandet ist. Die Ufer bildeten heuer an zufließenden Bächen unzählige Schotterbänke aus und etliche Hänge waren ins Wasser gerutscht. Die Natur verändert auch die Gewässer und ihre Umgebung ständig, das sollte zum Wohle aller aber auch so bleiben!

Apropos Wohl: Im Anschluss an unseren produktiven Reinigungstag gab es ein leckeres Catering-Buffet in einem netten Bistro am Fluss. Dabei wurden auch Ideen ausgetauscht und Verbesserungsvorschläge für die Aktion im nächsten Jahr diskutiert.

Wir alle sind aufgefordert, zumindest im persönlichen Bereich für saubere und gesunde Gewässer zu sorgen. Das beginn bereits beim respektvollen Umgang mit Tieren und Gewässern. Natürlich sollte jeglicher Müll stets mitgenommen und sachgerecht entsorgt werden. Wem das zu kurz greift, der spricht mit anderen Leuten über dieses Thema und organisiert eventuell selbst eine derartige Cleanup Aktion. Aus eigener Erfahrung kann ich bezeugen, dass sich Kommunen generell offen dafür zeigen und gerne bereit sind, entsprechendes Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen.

Wenn das Wetter passt, genießt man nicht nur einen schönen Tag auf dem Wasser, sondern leistet einen unbezahlbaren Beitrag für die Natur und unser aller Zukunft (siehe Video). Während andere lediglich protestieren und sinnlos Straßen versperren, greifen wir einfach dort an, wo eine reinigende Hand gebraucht wird. Außerdem macht es Spaß, inspiriert und man lernt Gleichgesinnte kennen. So werden unsere Gewässer wieder clean & lean.

Weitere Umweltprojekte

Es gibt bereits unzählige Clean Up Projekte weltweit, welche sich (auch) mit der Entmüllung von Gewässern beschäftigen. Viele dieser Aktionen richten speziell an Gewässer und ihre Randgebiete. Informiere dich über derartige Projekte in deiner Umgebung oder bringe dich als Initiator selbst ein! Hier nur ein paar Beispiele:

Weltweite Ozean- und Flussreinigung

Ocean Conservancy

Sea Shepherd

Weltweite Flurreinigung

EU Beach Cleanup

Flurreinigung zu Land und Wasser in Australien

Flurreinigung in Österreich

Coastal Cleanup Day in Deutschland

Meeresreinigung SUP Club Izola/Slowenien

Check-Liste für deine eigens ins Leben gerufene Clean Up Aktion

  • Hole dir Sponsoren (Gemeinde, Abfallverbände, (Wasser-)Rettung)
  • Belohne die Teilnehmer mit Goodies, kleinen Gewinnspielen oder einem gemeinsamen Essen danach
  • Falls erforderlich, Genehmigungen einholen
  • Mache im Vorfeld und nach der Aktion Werbung (Zeitung, TV, Social Media, Homepage, Blog)
  • Stelle die Logistik sicher (Transport, Entsorgung, Arbeitsmaterial)
  • Vorab das Gewässer inspizieren, damit es keine ungeplanten Schwierigkeiten gibt
  • Die Paddler nach Leistungsfähigkeit und Reviercharakter zu Suchtrupps einteilen
  • Stelle den Teilnehmern Auftriebshilfen zu Verfügung
  • Am besten mit großen Allround Boards auf Suche gehen (Platz, Stabilität, Wendefähigkeit)
  • Während der Aktion zu allen Beteiligten laufend Kontakt halten, um schnell bei Notfällen reagieren zu können oder Sperrgut schnell und sicher zu versorgen
  • Wetter- und Wasserbedingungen laufend beobachten
  • Jahreszeiten beachten: je nachdem, wo man die Aktion durchfürhen möchte, am besten zwischen Frühjahr und Spätsommer, bzw. außerhalb der Regensaison und natürlich nicht während der Taifunsaison

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert