Misurinasee
Adresse
Misurinasee
GPS
46.58219775, 12.253757668111
Anspruch 1 | Einkehr 1 | Länge 2,4 km | Dauer 30 – 40 Minuten
Ein leerstehendes Hotel und unüberwindbare Felsmassive im Hintergrund, das ist woran sich Stand Up Paddler am Touristenhotspot Misurinasee sattsehen können. Auf 1800 m Seehöhe ist man ein Exot auf alpinem Wasser.
Allgemeine Infos
- Dolomiten Vorteilskarten
- Südtirol Guest Pass
- Misurinasee Touristeninfo
- Misurinasee Wikipedia
- Tour Video
- Klima
- Wind, Wellen, Wetter
Befahrungsregeln
Der See liegt mitten in einem Natura 2000 Gebiet und seine Umgebung bietet Brut- und Nistplätze für viele, mitunter auch seltene Wasservögel. Vor allem die Feuchtgebiete im Norden des Sees sind besonders sensible Biotope. Paddler sind daher angehalten, nicht zu lärmen, keinen Müll zu hinterlassen und die Schilflandschaft im Norden respektvoll zu betreten. Badegäste am See haben Vorrang.
Gefahren
An manchen Stellen ist das Ufer gemauert und etwa einen halben Meter hochgezogen, hier kann das Einsteigen schwierig sein. Dies betrifft das Süd- und das Westufer des Sees. Es gibt allerdings ausreichend leichte Wasserzugänge.
An schönen Tagen können sich recht viele Tret- und Ruderboote auf dem See tummeln. In diesem Fall gilt es ausreichend weit auszuweichen.
Am Ufer stehen manchmal Fischer, auch ihnen früh genug ausweichen!
Anfahrt
Am besten ist der Misurinasee mit dem Auto erreichbar, wie viele andere SUP-Spots in den Dolomiten. Wegen der norditalienischen Topographie ist die Zufahrt nur von Norden und Süden möglich.
Vom Ort Toblach (italienisch Dobbiaco) im Norden fährt man die SS51 durch das Höhlensteintal und biegt einen Kilometer nach dem Dürrensee links in die SS48 zum Misurinasee ab. Diesen erreicht man ca. 6,5 km nach der Abzweigung.
Oder man fährt den See von Süden an, beispielsweise aus dem berühmten Skiort Cortina d’Ampezzo.
Mit der Buslinie 445 kann man von Norden (Toblach) direkt an den Misurinasee fahren. Die Bushaltestelle befindet sich beim Campingplatz nördlich des Sees (600 m zum See).
Auch ab Cortina d’Ampezzo fahren angeblich Busse bis zum Misurinasee. allerdings können wir das bisher nicht bestätigen. Wer Genaueres weiß, bitte melden! Die lokalen Busunternehmen sind Cortina Express und Dolomiti Bus.
Überregionale Bus-, Bahn- und Flugverbindungen findet man über die Vergleichsportale Omio, Busbud sowie RailEurope. Wer mit dem Flugzeug anreist hat mehrere Optionen, denn die nähesten Flughäfen befinden sich in Venedig, Treviso, Bozen und Innsbruck.
Parken
Bis auf das Ostufer befinden sich überall entlang des Sees kostenpflichtige Parkplätze (2€/Std. – Stand 2024). Allerdings ist tagsüber dort die Hölle los, sodass man im Sommer am besten frühmorgens vor 9h oder abends ab 18h paddeln geht. Anzumerken ist auch, dass die Parkplätze bei Vollauslastung recht eng sind, womit das Wenden und Einparken vor allem mit größeren Fahrzeugen erschwert wird.
Recht verlockend ist es, am linken Straßenrand am Beginn der Via Monte Piana zu parken, die zu den Drei Zinnen hoch führt. Dort ist das Bankett breit und es kann verwunderlicherweise die eine oder andere Parklücke frei sein, wo sonst überall alles voll ist. Das ist aber definitiv eine Falle, denn hier verteilt die Polizei zumindest im Sommer Strafzettel, was offenbar viele Leute nicht wissen.
Baden
Der Misurinasee hat für einen Gebirgssee im Sommer angenehm warmes Wasser um die 20° C. Auch wenn die Region um den See nur so von Menschenmassen wimmelt, schwimmen nicht viele Leute im See, und das obwohl man von allen Seiten gut ins Wasser gelangt.
Neben dem Misurinasee bieten auch der Dürrensee sowie der Toblacher See erfrischendes Badevergnügen in der nähren Umgebung.
Außerdem gibt es mit dem Erlebnisbad Acquafun in Innichen (San Candido) auch Badeoptionen für die kalte Jahreszeit.
Tour
Vom Nordufer ausgehend das Ufer entlang paddeln bis man wieder am Startpunkt ankommt.
Länge
2,4 km
Dauer
30 – 40 Minuten
Ein- und Ausstieg
Am Nordufer zwischen Parkplatz und Pizzeria.
SUP-Verleih
Keiner
Mystische Aussicht am Filmdrehort
Nach der Enttäuschung, dass man am schönen Toblacher See leider nicht mit privaten Wasserfahrzeugen aufs Wasser gehen darf, fahre ich mit gemischten Gefühlen zum nächsten großen See in der Region. Der Misurinasee hat ebenfalls Bootsverleihstationen und ich befürchte, dass auch sie ihre Monopolstellung nicht von Paddlern unterwandert haben wollen.
Aber zunächst genieße ich die Anfahrt zwischen den imposanten Felsgiganten und halte ein Adlerauge auf die Straße, denn der Verkehr ist in dieser Ferienregion teils grenzwertig. Unterwegs geht es auf kurzer Strecke von Südtirol nach Venetien und am Dürrensee vorbei, der zwar sehr klein ist, aber trotzdem ein interessantes SUP-Erlebnis bieten kann.
Schon bevor ich den Misurinasee erreiche, gestehe ich mir ein, dass es schwer sein wird, einen Parkplatz zu finden. Das Bankett der Strada Provinciale 49 di Misurina ist bereits einen Kilometer nördlich des Sees hoffnungslos vollgeparkt und am Misurina-Plateau angekommen quäle ich mich durch alle Parkplätze bis ich endlich am Nordufer fündig werde.
Allerdings parke ich hier, wie so viele andere auch, semilegal am Straßenrand und füttere brav den Parkscheinautomaten. Die Parksituation verwundert aber nicht, wenn man weiß, dass der See und sein Umland ein wichtiger Drehort für die italienische Fernsehserie Un passo dal cielo war (im deutschen TV bekannt unter Die Bergpolizei: Ganz nah am Himmel), in deren Hauptrolle der ewigjunge Terence Hill im Alter von 70+ immer noch seinen jugendlichen Charme spielen lässt.
Den Charm dieses Sees verspüre ich bereits beim Aussteigen aus dem Auto, und der erste Weg führt mich zum Ruderbootverleiher am Wasser. Dieser bestätigt mir auf meine Frage hin, dass man hier auch mit dem SUP paddeln darf. Dieses Go hab ich benötigt, um heute doch noch einen Paddeltörn in den Dolomiten zu genießen.
Mein SUP pumpe ich gleich an der Uferpromenade auf und blicke erwartungsvoll über den See, der sich auf 1780 m Seehöhe befindet. 600 m vor mir steht das ehemalige Grand Hotel & Savoia, welches sich ab dem ersten Weltkrieg Grand Hotel delle Alpi e Misurina nannte und ab den 1970er Jahren eine Kinderheilanstalt für Lungenkrankheiten war. Das Istituto Pio XII war europaweit einzigartig und entsprechend seiner tollen Arbeit für die Kindergesundheit sehr beliebt, was man den letzten Social-Media-Posts vor seiner Schließung Ende 2022 entnehmen kann.
Heute ist davon leider nur mehr die Fassade übrig, und erst als ich vorhin dort drüben nach einem Parkplatz suchte, fiel mir auf, dass dieses alte Gebäude ja leersteht. Je länger ich auf die Kulisse vor mir starre, desto offensichtlicher wird mir dieses Déjà-vu. Ich habe so ein großes leerstehendes Hotel schon mal gesehen. Na klar, das berühmte Stanley Hotel aus dem Horrorklassiker The Shining sieht diesem ehemaligen Hotel und Gesundheitszentrum irgendwie ähnlich.
Ein imposantes altes Hotel, leerstehend, wenn nicht sogar leblos vor einer unwirtlich wirkenden Bergkulisse. Auch wenn um und auf dem Misurina See viel los ist, dieses leerstehende Gebäude strahlt etwas Merkwürdiges, mitunter Gruseliges aus, wenn man nichts Näheres zu seiner Geschichte weiß. Wer weiß, vielleicht wird daraus bald wieder ein Hotel?
Ich schüttle all diese Gedanken ab und beginne meine Paddelei nach links, um an der Locanda Al Lago vorbei in Richtung des nördlichen Schilfgürtels zu gelangen. Die Uferpromenade ist voller Wanderer und Spaziergänger. SUPs dürften hier nicht oft am See zu sehen sein, darum scheint meine Anwesenheit wohl einige Köpfe wasserwärts drehen zu lassen. Ich drehe indes auch einige Kurven und amüsiere mich entlang der Wasserstraßen im nördlichen Schilfgürtel. Der Boden liegt nur wenige Dezimeter unter meinem Board, aber die Finne bleibt zum Glück nicht stecken.
Der Misurinasee ist an seinen tiefsten Stellen sowieso nur etwa fünf Meter tief, und das sieht man in vielen Bereichen auch gut. Das Wasser ist so klar, dass ich die unterschiedlichsten Wasserpflanzen ausmachen kann, die vom Boden bis zur Wasseroberfläche wachsen. Was da alles nach oben treibt kann ich nicht sagen, besonders wohlschmeckend ist das Zeug jedoch nicht, wie ich nach ein paar Geschmackstests attestieren kann.
Das Ostufer ist vollständig und bis zum Wasser hin bewaldet, nur der Spazierweg blitzt immer wieder zwischen den Bäumen und Sträuchern durch. Mancherorts haben sich die Leute auch zwischen alten Baumstämmen und auf weichem Gras gemütlich an den See gelegt. Abseits der Parkplätze ist die Atmosphäre sehr entspannt.
Kleine Buchten laden dazu ein, kurz stehen zu bleiben und die mächtigen senkrechten Felsen des Monte Popena im Westen zu bestaunen. Obwohl der See von steilen Bergen umgeben ist, hat man nicht das Gefühl davon erdrückt zu werden. Nach Süden hin, zum shininghaften Ex-Hotel, entfaltet sich der weite Blick frei und trifft unweigerlich auf die massive Sorapiss-Gruppe.
Das Südufer beherbergt auch einen Tretbootverleih, weshalb ich hier etwas Abstand halte und den Blick über die kleine Schilfinsel des Sees wandern lasse. An der Wiese genießen viele Leute die Sonne, aber ins angenehme Wasser traut sich heute wohl niemand. Am Westufer reihen sich Hotels und Gastronomiebetriebe aneinander, man könnte einfach das SUP am Ufer anlegen und über die Straße auf einen Drink gehen.
Ich übe mich stattdessen in Zurückhaltung und paddle gemütlich zurück zu meinem Auto. Immer wieder blicke ich in alle Richtungen und sauge die mächtigen Berge um mich herum auf. Was für eine Abwechslung, mitten in den Dolomiten zu paddeln, statt am Meer oder auf einem gewöhnlichen Badesee.
Jetzt wird mir klar, wieso der See in der Region als wahre Perle gilt, denn nicht nur das klare Wasser glänzt, die Bergwelt rundherum rundet das gesamte Erlebnis ab. Paddlern bietet sich am Austragungsort der Eisschnelllaufbewerbe der Olympischen Winterspiele 1956 ein Naturspektakel der besonderen Art mit ein wenig Mystery-Touch. Kein Wunder, dass man gerade in dieser Region auch gerne Fernsehserien dreht.
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